Das Kreuzheben in der Physiotherapie
Bestimmt hast du das auch schon mal gehört:
„Kreuzheben sei schlecht für den unteren Rücken bzw. die Lendenwirbelsäule und sollte deswegen vermieden werden!“
Diese Aussage ist jedoch vollkommen veraltet und leider auch hinderlich. Denn es vermittelt ein fragiles und zerbrechliches Bild vom menschlichen Körper.
Ja, die meisten Übungen können durch falsche Ausführung und übertriebene Trainingsintensitäten, zu Verletzungen und Schmerzen führen. Da bildet das Kreuzheben keine Ausnahme. Im Folgenden wollen wir zeigen, dass korrekt ausgeführtes Kreuzheben nicht nur ungefährlich, sondern sogar hilfreich ist, um unsere Wirbelsäule zu schützen und stabil zu halten.
Was sagt die Studienlage?
In einer Studie* wurde mit einer Gruppe Probanden, die unter chronischen Rückenschmerzen litten, ein 4-monatiges Krafttrainingsprogramm durchgeführt. Die Teilnehmer*innen wurden regelmäßig nach ihrem subjektiven Schmerzempfinden, ihrem Behinderungsindex und ihrer Lebensqualität befragt.
Durch das Durchführen von Kreuzheben, Kniebeugen und Step-ups, konnten auf allen Ebenen positive Effekte erzielt werden. Es wurden statistisch signifikante Verbesserungen in der Beschaffenheit der Lendenmuskulatur festgestellt. Der Schmerzwert wurde um 72% gesenkt, der Behinderungsindex um 76% verbessert und die Lebensqualität gesteigert.
Für wen ist Kreuzheben geeignet?
Für uns ist das Kreuzheben auch deshalb so wichtig, weil es unseren Patienten grundlegende Bewegungsmuster beibringt. Die Fähigkeit, isoliert von der Wirbelsäule, die Hüfte zu beugen, ist fundamental für gesunde und sichere Bewegung im Alltag. Hier kommt das Kreuzheben zum Einsatz: es lehrt die Patienten unter Last und Gewicht gute Haltung und Form zu bewahren.
Die Trennung von Bewegung in der Lendenwirbelsäule und dem Becken, das Stärken der Gesäßmuskulatur und Core-Stabilität sind feste Bestandteile in der Therapie von Rückenschmerzen. All diese Faktoren werden durch das Kreuzheben trainiert.
Natürlich sollte der 65-jährige Patient mit starken Rückenschmerzen, in seiner ersten Therapiesitzung kein Kreuzheben durchführen. Aber auch für ihn wird es sinnvoll sein, Hüftbeugung unter Last zu trainieren, eventuell sogar mit Kreuzheben.
Hier ist das geschulte Auge eines Physiotherapeuten gefragt. Er ist nicht nur in der Lage die Rückenschmerzen einzuordnen, sondern kann daraufhin auch die nötigen Intensitäten wählen, um mit der Therapie zu beginnen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass wir uns in der Physiotherapie nicht vom Kreuzheben abschrecken lassen sollten. Unter korrekter Anleitung und Last kann das Kreuzheben ein sehr hilfreiches Instrument in der Therapie von Rückenschmerzen sein.
*Welch et al 2015